Judith
Mit dem letzten Besuch aus der Heimat (von meinem Bruder und Christoph) geht meine Zeit hier jetzt zu Ende - ich hoffe, es hat Spaß gemacht, ein bisschen an dem Abenteuer Israel + Westjordanland teilzunehmen! Danke für's Lesen! Liebe Grüße!
Judith
Gestern waren wir auf einen arabischen Mädchenabend eingeladen und haben uns eine Stunde lang geschminkt, die Haare gemacht, verschiedene Outfits durchprobiert ...
Lustig - wenn wir mit einer gemischten Gruppe "ausgehen", machen wir uns nie zurecht und würden uns niemals schminken. So wenig Interesse zeigen wie möglich. Geht man aber nur mit Mädchen in ein Restaurant, wo sich ganz bestimmt nur Frauen befinden, richten sich alle her. :D
Judith


Könnt ihr den Zaun sehen? Und den israelischen Stützpunkt, um die Siedler in der palästinensischen Stadt Hebron zu beschützen?

Okay, ich fange von vorne an: Am Sonntag war ich in Hebron, der einzigen Stadt im Westjordanland mit israelischen Siedlungen und Checkpoints (vier an der Zahl) im Zentrum. Mehr Info

Als ich durch den etwas heruntergekommenen Markt ging, um zu der berühmten Moschee – ein Teil des Haram al-Kharif, der Patriarchengräber – zu gelangen, musste ich mehrmals wegen des Geruchs meinen Atem anhalten. Doch die Leute dort waren soooo nett, wir tranken Tee und redeten (mehr oder weniger auf Arabisch, weil sie fast kein Englisch sprachen :S ). Sie erzählten mir von geschlossenen Schulen, von Grenzen in der Stadt, Militärpräsenz – und dem Zaun. „Schau rauf, siehst du das weiße Häuschen?“ Der Markt unten (auf dem Bild) gehört den Palästinensern, aber ab dem zweiten Stock fängt die israelische Siedlung an. Die arabischen Besitzer der Marktstände haben den Zaun aufgehängt, weil sie ständig mit Müll, Steinen, Eiern und spitzen Gegenständen beworfen worden waren. Nun wird der Müll von dem Zaun abgefangen. Das erklärt auch den Geruch in dieser Straße. (Bild links: Eingang zum Markt)


Ein bisschen weiter unten konnte ich meinen Augen kaum trauen. Ein Checkpoint. Als ich leicht nervös durchging, erschreckte mich ein israelischer Soldat, als er sein Maschinengewehr in Richtung meines Kopfes hielt. Ein halber Meter war zwischen uns. Ich fing an, irgendetwas zu stottern ... Ich wusste, dass es Normalität war, trotzdem war ich mit der Situation überfordert. Er fragte mich viele Sachen – warum ich als einzige Ausländerin in Hebron allein unterwegs sei, wo ich hin möchte, wo ich wohne und ob ich Arabisch spreche. Meine (meist leider) gelogenen Antworten waren wohl zufriedenstellend für ihn und er ließ mich durch. Als ich mich der Moschee näherte, waren immer mehr israelische Soldaten dort – und ein anderer Checkpoint.










Endlich durfte ich die Ibrahim Moschee betreten und genoss die Ruhe – und sah Abrahams Grab (auf dem Bild links!).

Ich war dementsprechend angezogen (obwohl es soooooo heiß war), um den moslemischen Bewohnern von Hebron zu zeigen, dass ich ihre Kultur respektiere und um nicht allzu sehr aufzufallen :)



Am Samstag wurden eine Gruppe Amerikaner und ich von einem unserer Bekannten, Abdallah, durch das Flüchtlingslager Dheisha in der Nähe von Bethlehem geführt – auch eine sehr bewegende Erfahrung. Das Problem ist nur, dass (wie ich in einem Blogeintrag geschrieben habe) die Flüchtlinge aus palästinensischen Städten, die von Israel übernommen wurden, immer noch an der Hoffnung festhalten, eines Tages zurückzukehren. Das hindert Menschen daran, sich niederzulassen und ein neues Leben aufzubauen. Die Vereinten Nationen haben vor einiger Zeit das Verteilungszentrum für Lebensmittel usw. geschlossen, weil die Flüchtlinge ihrer Meinung nach zu lange dort gelebt haben, sagte Abdallah.

Hier seht ihr ein paar Bilder: